Der sympathische Kanadier, der gern mal als der ‚verrückte Professor des Metal‘ bezeichnet wird, hat mit seinem aktuellen Album EMPATH ein echtes Meisterwerk hingelegt. Es ist eher ein Kunstwerk! Sehr komplex und absolut nicht leicht verdaulich, was Townsend uns da angeboten hat. Kurz ich bin begeistert und kann mich gar nicht satt hören. In unserem Podcast WasnKrach freuen wir uns schon seit Wochen auf die Live Umsetzung und fragen uns dauernd, wie das wohl gehen soll. Um so geschockter war ich, als die Tour zum Album angekündigt wurde und Devin Townsend, wie schon im April, wieder ins Grünspan gehen würde.
Dort hatte er im Rahmen seiner unplugged Solo-Tour gespielt. Wäre er tatsächlich dort aufgetreten, wäre dieser Artikel allerdings gar nicht zustande gekommen. Das Grünspan lässt keine Menschen im Rollstuhl in die Venue. Ziemlich unerklärlich heutzutage! Feuerpolizeiliche Gründe, ne is klar!
Um so erfreuter war ich, als das Konzert in die Markthalle verlegt wurde. Auch die Venue ist nicht ganz optimal, aber ich gehe gern dort hin, weil ich mich dort willkommen fühle und es einfach eine tolle Live-Location ist! Wir drei von WasnKrach (Podcast über laute Musik) wollten eigentlich zusammen hin gehen. Leider musste unser Co-Host Stefan aus beruflichen Gründen absagen. Ein ‚Ersatzmann‘ war schnell gefunden. Wir trafen uns vorher zum Essen in der Nähe des Hauptbahnhofes und gingen dann gut gestärkt zur Markthalle. Wie üblich wurden meine beiden Begleiter und ich etwas eher hineingelassen, damit ich mich auf dem für Rollstuhlfahrende vorgesehenen Bereich einrichten konnte. Von dort mache ich auch meine Bilder, weil der Graben in der Markthalle für mich leider nicht befahrbar ist. Das tut der Freude, aber kein Abbruch. Mehr zur Venue findet ihr hier: Markthalle Hamburg.
Ziemlich pünktlich
um 20:00Uhr ging es dann mit HAKEN los. Progressive-Metal aus
London war angesagt! Und das meine ich auch so! Die Markthalle war
bereits jetzt ziemlich gut gefüllt. Und die Stimmung war sofort da!
Kein Wunder, was HAKEN da ablieferte war echt stark. Eröffnet
haben sie mit Puzzle Box. Komplexe Mucke, siebensaitige
Gitarren und der sechssaitiger Bass wurden voll umfänglich
ausgenutzt. Die rhythmisch komplexe Musik erinnert mich auch ein
wenig an Dream Theater oder Rush. Ich war in meinem Element. Was ich
auch sehr mochte, ist das die Band wert auf ihren Backinggesang legt.
Bei HAKEN standen vor 5 der 6 Musiker Mikrofone die auch intensiv
genutzt wurden. Ich sag nur Cockroach King. Schöne A Capella
Einlage, die so ein bisschen an Queen erinnert! Ein E-Bass/Keyboard
Battle rundete dann für mich das erlebte perfekt ab! Mit ‚1985‘,
eine wilde Reise durch die Sounds der 80er, ging nach 6 Songs und gut
45 Minuten der Auftritt leider viel zu schnell zu ende. Aber wir
wollten ja auch noch Devin sehen!
Die Bühne wurde geräumt und von Roadies in Hawaiihemden für Devin Townsend umgebaut. Ich habe nur zwei in schlicht schwarz gesehen. Vermutlich haben die das Memo nicht gelesen! 😉 Sehr skurill! Das Keyboard konnte stehen bleiben, gehörte doch Diego Tejeida, der eben noch bei HAKEN Keyboard spielte, auch zur illusteren Runde von Musikern und Musikerinnen die mit Devin Townsend die Bühne teilten. Er war dann auch der erste der die Bühne betrat und das lustige Geheimniss, was denn da neben dem Keyboard für ein komisches Gerät stand, wurde gelüftet. In unserer Ecke wurde in der Pause heftig geraten, was es wohl für ein Teil sei. Was erst u.a. nach Lavalampe aussah, entpuppte sich als ein Smoothiemixer. Dieser wurde so gleich in Betrieb gesetzt. Diego Tejeida bereitete damit zu Hawaiianischen Klängen Cocktails für seine Mitmusikerinnen und Musiker zu. Während das Intro lief, kamen alle einzeln, auch in schrillen Outfits, auf die Bühne, brachten noch ein Dekostück mit und bekamen einen Cocktail überreicht. Währen dessen wurden im Hintergrund auf der Videowall der passende Name eingeblendet. So einen Konzertauftakt habe ich auch noch nicht gesehen. Gute Laune pur und dann kam der Meister und nahm uns mit auf eine Urlaubsreise durch sein Schaffen. Passend zu Cocktails, Hemden und Bühnendeko ging es dann mit dem ersten Song ‚Borderlands‘ auch soundtechnisch auf eine Südseeinsel.
Danach brannten die Musiker ein Feuerwerk aus Sound, Rhythmik und Musikalität ab. So etwas habe ich selten auf deutschen Bühnen gesehen. Freie Improvisationen und dieser unglaubliche Gesang von Townsend machen den Abend zu einem wahren und unvergesslichen Erlebnis. Dazu hat aber nicht zuletzt auch die hervorragende Band beigetragen. Man hatte kaum Gelegenheit sich zu erholen, ständig passiert irgendetwas aufregendes. Townsend spielt aber nicht nur Songs des aktuellen EMPATH-Albums. Auch Songs des Devin Townsend Projects stehen auf der Setliste. Das ganze wird mit einer kräftige Protion Humor garniert. Townsend scheut sich nicht bei WHY? Mit einem TuTu über die Bühne zu tanzen. Man merkt immer wieder, wie sehr Devin seine Songs lebt und was für ein authentischer Musiker er ist. Ständige Interaktionen mit dem Publikum, selbst während der Songs, bestimmen auch den Abend. Und immer wieder diese brachialen Sounds. Ich bekomme ständig Gänsehaut.
Für meinen Geschmack auch wieder viel zu früh kündigt Devin dann „The last two songs before the last two songs“ und damit das nahe Ende des Abends an. Dann kam ‚Genesis‘ und hier wurde nochmal musikalisch alles zusammengefasst, was den Abend ausmachte. Die letzte Nummer war eine Akustik Version von ‚Spirits will Colide‘. Danach kamen noch zwei Zugaben.
Mit Devin Townsend standen der Drummer Morgan Ågren, Gitarrist Mike Keneally, Ambient-Gitarrist Markus Reuter, Keyboarder Diego Tejeida, Ché Aimee Dorva (v./g.), Bassist Nathan Navarro und im Chor Samantha und Anne Preis sowie Arabella Packford auf der Bühne der Markthalle.
Fazit: Die Markthalle ist einfach ein Garant für gute Konzerte.
Beide Bands haben mich voll überzeugt und das Konzert von Devin Townsend kommt in meine Top 5 des Jahres! Wo sieht man schon Stage Hands auf der Bühne mitsingen! Hammer geil.
Rollstuhl Facts: Auch wenn es für einen Rollstuhlfahrer wie ich es bin, nicht optimal ist, es war trotzdem ein ganz toller Abend. Ihr kommt über den Aufzug an der Bushaltestelle in den Saal. Seid etwas eher da und meldet Euch beim Personal. In der Regel geht die Klingel. Wenn Ihr Euch rechtzeitig vor dem Konzert per Mail bei der Markthalle meldet bekommt Ihr einen Kontakt genannt. Ich finde das vorbildlich.Es gibt keine echten Rollstuhlplätze, Ihr steht direkt rechts vorn an der Bühne. Ich empfehle dringend an Gehörschutz zu denken. Es gibt in der Markthalle eine barrierefreie Toilette.
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