THE 25 TO LIFE BIRTHDAY BASH TOUR
Mit etwas Verspätung, also grob zwei Jahre, kommen EMIL BULLS endlich dazu, mit uns, den Fans, eine fette Party zu feiern. 25, okay 27 Jahre touren die fünf nun schon über große und kleine Bühnen und bieten dabei immer einen Abriss. So war es auch diesmal in der ausverkauften Markthalle in Hamburg. Das Set war gut 2h lang und bot alles, was das Herz begehrt. Mit dabei waren SETYØURSAILS + VENUES. Auch die beiden Support Bands lohnten!
SETYØURSAILS
Die Vier aus Köln, die in klassischer Rockband Besetzung spielen, kommen etwas eher als gedacht auf die Bühne.
„Ghost“, der erste Song des Albums, ist auch der Opener heute Abend.
Ein gelungenes Opening, das so entspannt losgeht, kurz innehält, um dann loszuschlagen. Daran ist Jules Mitch Gesang maßgeblich schuld! 😉 Sie wechselt zwischen Klargesang und kraftvollem Growling, was dem Song die Kraft gibt. Mit „Nightfall“ geht es in derselben Art weiter. Um dann sogar leicht poppig rüberzukommen.
Bei „Into The Storm“ begeben sich Gitarrist André Alves und der Bassmann, wie ist bloß sein Name, zum Circle Pit in die Mitte des Innenraums – geil!
Bei „Mirrow“ springt die Markthalle. Es ist immer wieder schon zu sehen, wie die Crowd auch die Supportbands abfeiert.
„Swallow“, ein Lady Gaga Cover, steht eigentlich auf der Setliste, wird aber ausgelassen. Es geht gleich mit „Why“ weiter! Keine Balladen jetzt, findet Jules! 😉
Und es klappt. Alle Arme sind oben. Meldoic post hardcore, wie sie selbst schreiben, kommt in der schon ziemlich vollen Markthalle gut an.
SETYØURSAILS spielen heute ausschließlich Songs ihres 2022 Albums „Nightfall“. Kein Fehler!
Nach 30 Minuten ist das Set zu Ende. Wir sind schon gut warm getobt für die zweite Support-Band.
VENUES
Auch bei VENUES singt eine Frau! Lela Gruber ist seit 2019 für den Klargesang in der Band zuständig. Das Shouting übernimmt Robin Baumann! Der Sänger ist mit seinem kurzen Haaren kaum wieder zuerkennen. Wir werden 40 Minuten Post-Hardcore auf die Ohren bekommen.
Die aus Stuttgart stammende Band ist interessanterweise, trotz zweier Sänger, auch nur zu viert auf der Bühne. Der zweite Gitarrist und ein Bassist fehlen. Valentin Hahnemann, der auch den Gesang unterstützt, muss also allein in die Saiten hauen. Ich finde, dass man das leider merkt. Es grooved an der einen oder der anderen Stelle nicht so richtig. Und das, obwohl Dennis Vanhöfen am Schlagzeug alles gibt und mich komplett überzeugt. Am Ende des Konzertes ist er total durchgeschwitzt, auch ziemlich fertig. Dass er zwischendurch noch Späße macht, viel lacht, in Strümpfen spielt und mit einem Fuß sein Ride-Becken in Position dreht, verstärkt mein gutes Gefühl nur noch mehr. Wie er, haben auch alle andere richtig gut abgeliefert. Auch VENUES spielen überwiegend neues Material vom aktuellen Album „SOLACE“ und der brandneuen Single „Cravings“, nur „Ignite“ und der letzte Song des Sets „We Are One“ sind vom „Aspire“ Album aus 2018.
40 Minuten gehörte VENUES die Bühne in der Hamburger Markthalle und sie haben es krachen lassen.
EMIL BULLS
Nachdem die Bühne geräumt war, wurde ein Vorhang mit EMIL BULLS Schriftzug aufgehängt. Sehr ungewöhnlich für die Markthalle. Das erhöhte aber natürlich die Spannung. E-MIL — BULLS Rufe begannen. Man spüre regelrecht die Erwartung der Fans. Die Markthalle war zu diesem Zeitpunkt zum Bersten voll. Wie geschrieben, Ausverkauft seit langen, also was erwarte ich!
Dann fiel unter großem Jubel der Vorhang zu einer 2h stündigen wilden Reise durch ein sehr abwechslungsreiches Set, das mit „The Ninth Wave“ begann.
Sofort singt die Crowd absolut textsicher jeden Song mit. Danach dann E-MIl BULLS Schlachtrufe. Beides zog sich durch das gesamte Set samt Zugaben. Was für ein Fest!
Die Band hat Bock. Wir sehen legendäre Drehsprünge auf der Bühne und schauen in offensichtlich glückliche Gesichter, ob des furiosen Empfangs in Hamburg. Und schon kommen auch die ersten Crowd-Surfer. Ziemlich viel Arbeit für die Crew der Markthalle.
Das geht im regulären Set für 14 Songs so weiter. Ein Zusammenspiel aus Band und Publikum, dass kaum besser sein kann. Mit „Winterblood“ geht nach 75 Minuten das Set zu Ende. Ach ja, nicht unerwähnt soll bleiben, dass Gitarrist Stephan Karl „Moik“, das Herz der Band, inzwischen angeblich 75 Jahre alt ist. Chris ist in Geberlaune.
Statt Zugabe-Rufe gibts auch jetzt die oben mehrfach erwähnte Zuneigungsbekundung.
Zuerst kommt Andy „Bocko“ Bock wieder auf die Bühne und spielt einen Intro-Lick auf seiner Schecter. Das wird schon mal fett gefeiert. Chris betont später, dass der Rekord von Bocko bei 45 fehlerfreien Minuten für Stück steht. Sehe ich da verkrampfte Gesichter, ob der drohenden Überstunden bei der Crew von vor Ort?
Dann gehts mit „Ad Infinitum“ in die Zugabe.
Bocko singt, dafür gibts von Chris zur Belohnung ein Küsschen auf die Glatze.
Hier ist was los. „Man or Mouse“ wird gefeiert. Zu „Survivor“, einem Destiny’s Child Cover, kommt noch mal Lela auf die Bühne. Ohne sie ginge es nicht, betont Chris. Und die beiden bieten ein tolles Duett! „Pants Down“ beendet diese Zugabe. Ja, genau diese. Es kommt noch eine Zweite.
Es ist 23:10 Uhr, als Chris allein mit Gitarre „I Don`t Belong Here“ anstimmt. Jetzt ist auch die Zeit der Handylichter gekommen. Die Markthalle strahlt auf die Bühne zurück!
Dann steigt die ganze Band ein. Gänsehauteffekt!
Bocko und Moik solieren – sich gegenüberstehend – breitbeinig.
Natürlich kann Scherzkeks Chris nicht wieder stehen und kriecht durch diesen Sound-Tunnel.
Dann wurde es interaktiv. Chris hat im Publikum eine junge Dame im bunten Einhorn Outfit wieder erkannt. Sie war so schon beim FULL FORCE FESTIVAL und sollte auf die Bühne kommen. Er wolle einen Spaß mit ihr machen. Das Publikum wurde angewiesen, einen Mittelgang freizugeben. Klappte. Dann sollte sich die Dame umdrehen, loslaufen und von der Bühne mit einem kühnen Hechtsprung in den leeren Gang springen. Die Crowd würde sie ganz wirklich fangen, versicherte der Bulls Sänger. Sie lief nicht los! Natürlich nicht, weil sie am Ende des Ganges ihren Freund gesehen hat, der ihr nun vor der versammelten Bulls-Fangemeinschaft einen Heiratsantrag gemacht hat. Wie könnte solch ein Abend besser enden! Okay, ein Song fehlte noch, „Worlds Apart“, und da die Menge ja auseinander stand, gabs noch eine Wall of Death! Um 23:30 gingen dann die Lichter in der Markthalle an. Was für ein Hammer Abend. Einem solchen Jubiläum sehr sehr angemessen.
Jetzt schnell nach Hause, morgen gehts zum METAL HAMMER PARDISE . Zwei Tage an der Ostsee dem Metal huldigen. Bericht folgt…
Barrierefreiheit
Das ist leider ein schwieriger Punkt in der Markthalle. Die Venue ist nur durch eine lange, steile Treppe erreichbar. Wenn ihr euch aber vorher anmeldet, gibt es die Möglichkeit, mit dem Aufzug an der Bühne in den Saal zukommen. Das funktioniert ganz gut. Die sehr freundlichen Menschen von der Markthalle helfen gern. Der Platz ist dann ganz vor, allerdings etwas seitlich. Das stört mich aber nicht. Es gibt auch eine rollstuhlgerechte Toilette, aber bedauerlicherweise ist diese auch nur wieder über Stufen erreichbar. Ich bin trotz der Umstände immer wieder gern in der Markthalle. Zum einen, weil es immer gute Konzerte gibt und zum anderen, weil die Leute dort sehr freundlich und hilfsbereit sind. Das lässt mich über die vorhandenen Unzulänglichkeiten hinwegsehen.
Last but not least: Vielen Dank an FKP Scorpio für die Akkreditierung und an das freundliche und sehr hilfsbereite Team der Markthalle. Oh, fast vergessen. Sie hat JA gesagt!