Wir waren aufs Neue in Sachen Metal unterwegs. Ziel war ein Festival mitten im Nirgendwo in Schleswig-Holstein. In dem kleinen Dorf dreht sich viel um Heavy Metal. Angefangen hat alles aus der Not heraus. Die örtliche Band mit den Stromgitarren hatte keine Auftrittsmöglichkeiten. Flugs wurde ein Festival aus dem Boden gestampft und alle machen mit! Das ist jetzt die siebente Auflage…
Wie 7te, das Festival gibt’s schon mehr als 30 Jahre. Nee, ich rede nicht von dem großen Bruder, ein paar Blocks weiter! Wir waren auf dem Weg zum Sørdfest 2023 im beschaulichen Flethsee. JWD hat der örtliche Motorradclub “Süpbüddels” sein Gelände. Ey, was für ein genialer Name! Geparkt wird auf der angrenzenden Wiese. Als Rollstuhlfahrer dürfte ich ganz vorn, dicht am Eingang, stehen. Mir wurde sofort auch Hilfe angeboten. Brauchte ich nicht, aber nett war es alle Mal. Das Festivalgelände ist Wiese, entsprechend ist es mehr oder weniger gut mit Rollstuhl zu befahren.
Ich mache gleich mal weiter mit dem Blick als Rollstuhlfahrer. Es gibt ein Rollstuhl-Dixie und ein Tip-Top-Rollstuhlpodest. Dies steht direkt neben dem FOH mittig im Infield. Angeblich war ich der erste Rollstuhlfahrer, der es nutzt. Kaum zu glauben, nach sieben Veranstaltungen. Leute, wo seid ihr! Es ist wirklich ein schönes Festival, auch mit Rollstuhl unterm Hintern. Mit nem B,H oder BL im Schwerbehindertenausweis bekommt Eure Begleitperson übrigens freien Eintritt. Ich finde das sehr nobel für ein so kleines Festival.
Außerdem gibt es ein Zelt mit Tischen und Bänken und es gibt Essen und Trinken zu moderaten Preisen.
Nun aber zu etwas ganz anderem, der Musik
Der Kulturverein hinter dem Festival hat sich der Nachwuchsförderung im Bereich Metal/ Rock und Punk verschrieben. Entsprechend vielfältig ist auch das heutige Billing:
BREAKING RESISTANCE, EXTINCT, KAIZER, SØRDLICH, RELIQUIAE, HARDBONE und SIX DAYS TO CHANGE
Wir waren gerade noch rechtzeitig, um beim Opener des Tages mit zu feiern. Leider sind noch nicht alle da, aber das tut der Stimmung vor der Bühne keinen Abbruch. BREAKING RESISTANCE aus Dittmarschen hauen uns ihre Setliste mit Metalcore-Songs um die Ohren.
Langsam, aber sicher füllt sich das Gelände. Die Umbaupause zieht sich etwas. Bedauerlicherweise erkrankte der angestammte Tontechniker kurzfristig. Sein Ersatz gab sich redlich Mühe das Setup in den Griff zu bekommen, aber das dauerte eben.
Dann war es aber so weit, EXTINCT aus Kiel kommen auf die Bühne. Jo, die Recken sind ja nicht mehr so richtig Nachwuchs, aber dafür echte Thrash Metaller der alten Schule mit PowerChords und Nackenbrecher-Riffs. Entsprechend wurde auch schon zur nachmittäglichen Stunde im Infield gemosht. Bevor es mit KAIZER aus Berlin weitergehen konnte, gab es wieder eine längere Umbaupause. Gut, kein Problem. Wetter war gut und Bier reichlich vorhanden. Ich meine ein paar Schwitzflecken auf dem Shirt des Technikers zu erkennen, der nach außen aber sehr gelassen wirkte.
Jetzt KAIZER
Die Berliner Band ist auch schon etwas länger auf den Bühnen der Republik unterwegs. Es wurden bereits Shows mit Heldmaschine , Ost+Front und Crematory sowie auf dem Wave Gotik Treffen in Leipzig gespielt. Das merkt man dem Auftritt an. Die wissen, was sie tun und kamen beim Publikum sichtlich gut an. Hört mal in das letzte Album “Leidwerk” (produziert von Chris Harms – Lord of the Lost) rein. Beim Lied “Aschekleid” vom erwähnten Album hat der noch recht junge Sohn von der Frontfrau Anna die Bühne mitgesungen. Man sah ihm an, dass er das bislang nicht so oft gemacht hat. Er wirkte noch etwas unsicher neben den Profis um seine Mutter. Aber dafür hat er seine Sache richtig gut gemacht und bekam zu Recht für seinen Part einen fetten Applaus.
Ja, die Technikprobleme hielten die Crew weiter in Atem. So dauerte es wieder etwas länger, bis die Lokalmatadoren Sørdlich vor ihr Publikum treten konnten. Schließlich war es aber soweit und ja, vielen waren wohl wegen der Band hier. Vor der Bühne war es gerammelt voll. und zack, nix ging mehr. Ehmm, ja, Technik eben…
Aber “Sørdlich” haben Jannis dabei. Er entpuppte sich als echter Entertainer und überbrückte die Pause mit einem Mitsing-Gassenhauern nach dem anderen, die er nur mit seinem Amp auf der Bühne untermalte. Yeah, deshalb liebe ich live Veranstaltungen so. Dann ging es aber doch weiter und die Meute feierte ihre Lieblinge mit einer echten Punk-Metaller-Partie und Rudereinlage. Wow!
Anschließend kamen RELIQUIAE mit Mitelalterrock! Inzwischen war es dunkel geworden, sodass die Lightshow und das Feuer auf der Bühne ihre ganze Wirkung entfalten konnten. Auch wenn es stilistisch wieder etwas ganz anderes war, war das Publikum voll dabei. Und als auf der Bühne die große Fahne geschwenkt wurde, wurde vom Publikum das zuvor verteilte kleinere Pendant ebenfalls zum Takt geschwenkt. Schönes Bild!
Für uns sollte nun die letzte Band des Abends kommen. HARDBONE aus Hamburg! 110% Rock`n`Roll kündigen sie an und sie haben geliefert! Hach, ich weiß gar nicht, wie oft ich die Jungs schon gesehen habe und es ist jedes Mal eine Freude! Die Fünf haben richtig Spaß auf der Bühne und das überträgt sich blitzartig auf das Publikum. So muss RocknRoll…
Da die Band zu Beginn schon über eine Stunde Verspätung hatte und wir einen weiten Weg nach Hause, verpassen wir leider SIX DAYS TO CHANGE. Die Band ist extra aus Italien angereist und spielen Melodic Death. Ich hätte gern Leda, der schon mit EXTINCT auf der Bühne stand, ein zweites Mal erlebt. Nächstes Mal, versprochen…
Hier kommen ein paar Eindrücke aus dem Publikum.
Mein Fazit:
Was für ein gelungenes Fest. Wir kommen gern wieder!
Mein Tipp:
Save the Date – 4. Mai 2024 und abonniert den YT Kanal
Und ja, auch kleine Festivals können Barrierefreiheit.
Es ist eben das Wollen! Danke!
Last but not least auch einen großes Dankeschön an Annegret für die Einladung! Ohne Dich hätte ich dieses schöne Festival gar nicht gefunden. Asche auf mein Haupt!
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